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Manifest für eine freie, verantwortungsvolle und menschliche Medizin



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Einleitung

Primäres Ziel des Gesundheitswesens ist es, die Voraussetzungen zu 
schaffen, dass jeder Mensch die für ihn erforderliche medizinische Ver-
sorgung erhält. Krankheiten sollen geheilt, Leiden gelindert und die 
Patienten im Verlauf ihrer Erkrankung begleitet werden können. In der 
Schweiz und überall auf der Welt haben sich die Menschen von jeher so 
eingerichtet, dass man sich unterstützt und sich gegenseitig hilft und dabei 
insbesondere die Schwächsten im Auge behält. Gemäss Präambel der 
Schweizerischen Bundesverfassung misst sich die Stärke des Volkes am Wohl 
der Schwachen. Von dieser Grundlage darf nicht abgerückt werden! 

Anfang der 90er Jahre wurde damit begonnen, unser Gesundheitswesen 
nach neoliberalem Konzept zu einem Gesundheitsmarkt umzugestalten, der 
diesem Anspruch nicht mehr gerecht wird. Genau das Wohl des Schwächsten 
ist gefährdet, wenn die Rendite zum Wichtigsten wird und nicht mehr das 
Medizinische, die bedingungslose Hilfe am einzelnen kranken Menschen, im 
Vordergrund steht. 

Die Gesundheitsversorgung in der Schweiz droht derzeit durch politische 
Programme in ihren Grundfesten umgewandelt zu werden, ohne dass die 
Bevölkerung darüber Bescheid weiss. So gehören sowohl Bundesrat Bersets 
Strategiepapier «Gesundheit2020» als auch die Stossrichtung und Arbeits-
weise seines Bundesamtes für Gesundheit (BAG) in der breiten Öffentlichkeit 
diskutiert. Sie stellen einen Angriff auf die Grundwerte unserer Gesellschaft 
und auf unser hochentwickeltes Gesundheitswesen dar und streben 
Rationierung, zentralistische Steuerung und Kontrolle und die Einführung 
einer rationierten Basisversorgung für die Allgemeinbevölkerung durch 
schlechter ausgebildete Ärzte nach OECD- und WHO-Konzepten an – bis hin 
zur Abschaffung des Arztes in seiner bisherigen Form und Funktion. Nur noch 
wer Geld hat, kann sich mit den vorgesehenen Programmen die 
Gesundheitsversorgung leisten, die jedem Menschen zusteht. Diesem 
Vorgehen fehlt jegliche rechtliche Grundlage und es geht an den 
Parlamenten auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene vorbei. 

Für eine freie, verantwortungsvolle und menschliche Medizin 
sind folgende Grundpositionen unerlässlich: 

1. Aufgrund seiner unveräusserlichen Würde steht jedem Menschen die best-
mögliche Gesundheitsversorgung zu. 
2. Der Arzt und die anderen im Gesundheitswesen tätigen Berufsgruppen sind 
ausschliesslich dem Wohl des Patienten verpflichtet. 
3. Grundlage jeder guten Medizin ist eine vertrauensvolle Arzt-Patient-
Beziehung. 
4. Die Schweigepflicht muss als Grundlage dieses Vertrauens und zum Schutze 
des Patienten voll und ganz gewährleistet sein. 
5. Qualität in der Medizin entsteht durch eine sorgfältige, fachlich und 
menschlich fundierte Diagnostik und Therapie auf dem Boden einer wissen-
schaftlich fundierten Aus- und Weiterbildung. 
6. Die Entscheidung über die optimale Therapie wird vom Arzt gemeinsam mit 
seinem Patienten getroffen. 
7. Der Arzt muss sich ganz auf die Arbeit mit dem Patienten konzentrieren 
können, administrative Tätigkeiten sollen auf ein sinnvolles Mass beschränkt 
sein. 
8. Die freie, eigenständige Tätigkeit der niedergelassenen Ärzte ist Bestandteil 
eines demokratischen Rechtsstaates und wichtiger Pfeiler eines gesunden 
Gesundheitswesens. 
9. Die föderalistische Struktur des Schweizer Gesundheitswesens hat sich 
bewährt und ist sowohl zweckdienlich, patientennah als auch kosten-
sparend. 
10. Im Versicherungswesen muss wieder der Solidargedanke im Vordergrund 
stehen. Dies gilt für Versicherungen und Patienten: Jeglichem Gewinn-
streben als auch Ansprüchen über die medizinischen Notwendigkeiten 
hinaus ist eine Absage zu erteilen. 
11. Die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen müssen derart ausgestaltet 
sein, dass die Medizin frei, verantwortungsvoll und menschlich praktiziert 
werden kann. Die menschliche Bedürftigkeit darf nicht für politische, 
ökonomische oder Macht-Interessen missbraucht werden. 

Vorgeschlagene Massnahmen: 

1. Rückbesinnung auf Sinn und Zweck unseres Gesundheitswesens. 
2. Die Ökonomie hat der Medizin zu dienen und nicht umgekehrt. 
3. Die Wirtschaftlichkeitsvorgaben im Krankenversicherungsgesetz (KVG) 
müssen dahingehend bereinigt werden, dass eine optimale medizinische 
Behandlung wieder gewährleistet werden kann. 
4. Utilitaristische Rationierungsmassnahmen, insbesondere Lebenswertbeur-
teilungen wie das Health Technology Assessment (HTA) sind umgehend 
einzustellen. Prüfung und Zulassung medizinischer Therapien und Diagnostik-
verfahren sind ausschliesslich auf wissenschaftlicher Basis durch von der 
Pharmaindustrie unabhängigen Organisationen durchzuführen. 
5. Die Ausbildung der Berufe im Gesundheitswesen ist wieder auf eine 
wissenschaftliche Grundlage und eine sorgfältig aufbauende Wissensver-
mittlung zurückzuführen. Ein Austritt aus dem Bologna-Modell wird an-
gestrebt. 
6. Die Fortbildung in den Gesundheitsberufen ist wieder auf selbstverant-
wortliche Basis zu stellen. 
7. Durch Schaffung zusätzlicher Studienplätze und Abschaffung des Numerus 
Clausus sollen genügend Schweizer Ärzte ausgebildet werden. 
8. Die Arbeitsbedingungen im Arzt- und Pflegeberuf müssen durch drastische 
Minderung von Administrativarbeiten, Reglementierungen und Kontroll-
massnahmen verbessert werden. Damit wird die Freude am Beruf gesteigert 
und junge Menschen können vermehrt für diese schöne Aufgabe gewonnen 
werden. Jede Berufsgruppe wird auf die von ihr gelernten Tätigkeiten 
verpflichtet und soll diese in bester Kompetenz ausführen. 

Und wie Ständerat Dr. Hans Hess in seiner Stellungnahme vom 11. 3. 2014 
(Frühlingssession Ständerat) richtig festhält: 

«An sich müssten wir bezüglich weiterer Reformen im Gesundheitswesen ein 
Moratorium verlangen und das Papier des Bundesrates  
gründlich studieren. Nach meiner Auffassung handelt es sich um ein 
trojanisches Pferd, dessen Inhalte sorgfältig untersucht werden müssten.» 

Wir sind deshalb der Meinung, dass es einen Marschhalt braucht und fordern 
eine breite Diskussion, in welche Richtung wir gehen wollen: hochstehende 
Gesundheitsversorgung für alle oder nur für diejenigen, die es sich leisten 
können. 

Zürich, den 11. September 2015 

Aktuelle Fassung vom 16.3.2016 
      
Jede Bürgerin und jeder Bürger, die dieses Anliegen teilen, können das Manifest unterzeichnen.

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Kontaktadresse:
Dr. med. Gabriela Wirth Barben
Ophthalmologie FMH
Rorschacherstrasse 161
9006 St. Gallen
Info@Manifest-Medizin.ch
www.Manifest-Medizin.ch

letzte Aktualisierung dieser Datei: 18. 03. 2016 19:05
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